Florian Michnacs
Die elektronische Textverarbeitung – Eine Einführung (Ausschnitt)


„1994, eine Gießener WG: Weiblich, 27 Jahre alt, Fachjournalistik Geschichte fertig studiert, ein paar Tausend Mark übrig gehabt, nach Australien geflogen, wochenlang im Bus rumgefahren, in Backpackern übernachtet, Buch darüber in den alten Commodore (oder Atari oder Amiga oder …) gehackt, Ausdrucke samt Australien-Fotos und Disketten an Verlage geschickt, zwanzig Absagen eingehandelt – was war der Fehler?“
(ein sogenannter Cyberpunk)

„Computers don‘t blunder“
(The Exploited)


Eines ist seltsam: dass ich in einer Novelle einem schon 1997 „alten“ 386-SX (MS-Word 5, Windows 3.1) Berichte über den Deutsch-Unterricht an einer Berufsschule anvertraute, aber nicht eine einzige Zeile über den aus heutiger Sicht viel interessanteren EDV-Unterricht. Computer hielten ja oft gerade erst Einzug an Arbeitsplätzen. Und ein paar Jahre vorher (1987 etwa) hatte man noch gegen sie opponiert, weil man glaubte, dass sie Arbeitsplätze verdrängen: die elektronische Krankenschwester – Schreckgespenst. Inzwischen wirken solche Befürchtungen überzogen und alt. Ohne „Rechner“ zu sein, das kann man sich gar nicht mehr vorstellen. Vor drei oder vier Jahren konnte man sich schon nicht mehr damit herauswinden, dass man keinen Computer habe: „Es stehen doch überall welche rum!“ – also hab ich mich endlich an einen drangesetzt, im Winter 1997. Da fing ich an, am Computer zu schreiben, bis ich schließlich ein dreiviertel Jahr später auch daheim einen aufgestellt hatte. Weil jeder sagte, es geht nicht mehr ohne.
Die Kids, die heute drei oder vier sind (und in der Stadtbibliothek mit sinnlosen Eingaben Unix-Computer systematisch nacheinander zum Absturz bringen), werden mal mit ganz anderen Programmen als wir heute zu tun haben. Ich weiß gar nicht, ob die noch den Umgang mit Stiften, Papier, Schere und Klebstoff erlernen. Ich muss mir gerade jemanden vorstellen, der noch nie einen Spitzer oder einen Radiergummi gebraucht hat.

(…)

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