Larry Rottan
Der Poet und das Finanzamt – oder 10 todsichere Wege seinen Finanzamtsachbearbeiter umzubringen – Eine psychopathische Satire (Ausschnitt)


Damned! Noch 3 Tage. Larry verzweifelte. Die Einkommensteuererklärung. Nur noch 3 Tage. Das wäre Montag. Wie üblich, Finanzamtsfristen laufen immer so ab, dass sie einem das Wochenende versauen. Genauso kommen Schriftstücke vom Finanzamt immer samstags. Damit sie dir ein schlechtes Gewissen verschaffen können. Alles durchdachter Psychoterror. Larry füllte die ersten Felder aus. Steuernummer, irgendwo musste die doch zu finden sein. Seit fast 10 Jahren plagte er sich mittlerweile mit dieser Institution herum, hatte einen Haufen Schulden bei denen, was Grund dafür war, dass ihm wohl in diesem Leben keine Bank jemals eine Kreditkarte zur Verfügung stellen würde.

Und es gab noch ein Problem. Montag war Redaktionssitzung dieser neuen Literaturzeitschrift, für die Larry schrieb. Und Montag war auch Redaktionsschluss und er hatte seinen Beitrag noch nicht mal angefangen. Keine Zeit, keine Ideen, Kopfschmerzen, guter Film im Fernsehen, es gab immer einen Grund, in letzter Zeit das Schreiben hinauszuzögern. Dieses Wochenende hatte er sich freigehalten für seine Story, aber nein, stattdessen Finanzamt. Ein Würgen durchschüttelte ihn. Gut, schon gut, erstmal einen Wodka. Wo soll denn da Inspiration herkommen? Alles Psychoterror. OK, heute ist Freitag abend, wenn ich schon mal anfange, habe ich am Wochenende mehr Zeit. Zwei Stunden später hatte er einige Zahlen beisammen, das beiliegende Erklärungsschreiben zum Ausfüllen des Formulars gelesen, ein paar Wodka getrunken, die Schnauze voll. Larry ging in seine Lieblingskneipe.
Dort angekommen nahm er an der Theke Platz. Zum Glück nichts los hier, dachte Larry und bestellte ein Bier. Die Musik lenkte ihn ein wenig von seinen trüben Gedanken ab, trotzdem gesellte sich Kolkowski zu ihm und fragte, was denn los sei. Larry klagte sein Leid. Und siehe da, Kolkowski ging es ähnlich. Sie steigerten sich in wilde Theorien und Parolen rein, erst ein durchgereichter Joint dämpfte wieder ihre Gesprächslautstärke. Teufelszeug. Paff! Die Erkenntnis, die Idee. Larry strahlte und bestellte eine Runde Wodka. Das wars. Damit müsste man doch reich werden können. Ein Buch schreiben. Ein Handbuch. 10 todsichere Methoden, seinen Finanzamtssachbearbeiter umzubringen. Das müsste ein Mega-Bestseller werden. Dann könnte er sich auch einen Steuerberater leisten.

Mittlerweile war die Idee allgemeines Thekengespräch geworden, und alle trugen ihre Gedanken bei und freuten sich über alle Gehässigkeiten. Insbesondere die Wirtin lauschte gespannt, nicht zuletzt gab es fast niemanden, der keine Probleme mit dem Finanzamt hatte. Larry war sich immer sicherer, dieses Buch wird ein zeitloser Bestseller. Erstmal wurde es ein schöner Abend.

(…)

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