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Eckhard
Martin |
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Man mag es Zufall nennen oderauch einen Unfall – ziemlich klar ist jedenfalls der Hergang, wie es zur literarischen Montagetechnik des cut up kam. Die, die dabei gewesen sind, haben es beschrieben oder zumindest weitererzählt. Es bedurfte nur eines simplen Teppichmessers, ein paar alter Zeitungen sowie etwas handelsüblichen Büroklebstoffs, und eine der wegweisenden Neuerungen in der Literatur des 20. Jahrhunderts konnte erfunden werden. Nach Jahren des exzessiven Gebrauchs von Heroin und Morphinderivaten wie Eukodol, Hyoscin oder Dolophin war der 43-jährige amerikanische Autor William S. Burroughs (1914 – 1997), der damals in Tanger lebte, kaum in der Lage, die von ihm zu Papier gebrachten Texte zu ordnen oder in einer für einen Verlag verwendbaren Form vorzulegen. In einem Brief an Allen Ginsberg schrieb er damals über seine literarische Produktion: „Es ist wie automatisches Schreiben, hervorgebracht von einer fremden, feindseligen Wesenheit, die im Grund sagt, ,ich schreibe, was mir passt‘. Sobald ich mich zwingen will, das Material in irgendeine Form zu pressen, katapultiert mich die Anstrengung in eine Art Wahnsinn, so dass mir nur noch das extremste Zeug einfällt.“ Im Frühjahr 1957 besuchten Ginsberg und Jack Kerouac Burroughs in Marokko. Kerouac machte sich daran, das Manuskript von World Hoard abzutippen. Da Kerouac eine Theorie der spontanen Prosa entwickelt hatte, bestand er darauf, das Manuskript genauso abzutippen, wie Burroughs es geschrieben hatte. Im März, nach der Abreise Kerouacs, übernahm Ginsberg die Aufgabe des Abtippens. Inzwischen lag ein Stapel von Manuskriptseiten säuberlich gestapelt auf Burroughs Arbeitstisch. Bis Ende Mai waren über zweihundert Seiten Material zusammen gekommen. Das Manuskript des inzwischen zu Naked Lunch umbenannten Werks wurde dem Verleger Maurice Girodias von Olympia Press im Herbst 1957 in Paris vorgelegt. In New York war im September gerade Kerouacs On The Road herausgekommen und prompt auf der Bestsellerliste der New York Times gelandet. Dennoch dauerte es weitere zwei Jahre, bis Naked Lunch 1959 endlich erschein. (…) |